1914-1918: Chur und der erste Weltkrieg

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden in der Bündner Hauptstadt grosse Projekte realisiert: 1913 fand die Bündner Industrie- und Gewerbeausstellung statt, 1914 wurde das Quaderschulhaus eingeweiht und die Chur-Arosa-Bahn eröffnet. Auf den drohenden Krieg reagierte die Bevölkerung in Graubünden Ende Juli 1914 mit Hamsterkäufen. Wiederholt versicherten die Behörden, dass genügend Lebensmittel vorhanden wären und dass keine Panik angebracht sei.

Quellen:

Texte und Bilder wurden der Broschüre zur Ausstellung «Chur 1914-1918» des Stadtarchivs Chur vom August 2014 bis Mitte Januar 2015 entnommen.

Die Generalmobilmachung

Mit dem Ersten Weltkrieg endete die Boomphase. Anfang August 1914 wurde die Generalmobilmachung befohlen. Der Erste Weltkrieg hatte weitreichende Auswirkungen auf die nicht direkt am Krieg beteiligten Länder wie die neutrale Schweiz. Chur litt besonders unter den Folgen.

Die soziale Not während des Ersten Weltkriegs bekam vor allem die Arbeiterschicht zu spüren. In Folge der Generalmobilmachung mussten die dienstpflichtigen Männer ihre Familien und ihre Arbeitsplätze verlassen, um Aktivdienst zu leisten. Dies hatte einschneidende Folgen: Viele Geschäfte reduzierten ihr Angebot oder blieben geschlossen, weil Arbeitskräfte fehlten. Vor allem war der Erwerbsausfall für die Dienstpflichtigen und deren Familien schwerwiegend, da es keine Entschädigung gab. Die erst im Frühjahr 1917 eingeführte bundesweite Lebensmittelrationierung wurde im Verlaufe der Zeit verschärft und dauerte teilweise über das Kriegsende hinaus bis 1920.

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Das Platzkommando in Chur befand sich zur Zeit der Grenzbesetzung im Staatsgebäude (heute: kantonales Tiefbauamt) an der Grabenstrasse. Hier wurden die Aktivitäten der Armee in Chur organisiert. (STAC Broschüre Chur 1914-1918)


Die spanische Grippe

Im Sommer 1918 erfasste die Spanische Grippe die Schweiz. In Graubünden starben 753 Zivilisten, davon 76 in Chur. Als Vorsichtsmassnahme wurden Veranstaltungen mit vielen Menschen grundsätzlich verboten, auch Gottesdienste. Ebenfalls blieben die Schulen für einige Zeit geschlossen. Trotzdem erkrankten viele Menschen an dem aggressiven Grippeerreger. Die Krankenhäuser waren überfüllt, daher mussten Notspitäler eingerichtet werden.

Der Zivilbevölkerung stand Ende Oktober 1918 die Bündner Frauenschule an der Loëstrasse als Grippekrankenhaus zur Verfügung, das mit Betten aus Gaststätten für 100 Patienten eingerichtet war. Das Notspital stand unter der Leitung von Dr. Emil Köhl (1857-†1924, Chefarzt Stadtspital Chur) und seinem Sohn, Dr. med. Hermann Köhl (1881-†1957, Chefarzt). Der Kindergarten am Quai nahm Kinder grippekranker Eltern auf. Den erkrankten Soldaten diente ab November die Stickerei Neubach an der Gürtelstrasse als Notspital.

Der Generalstreik

Vom 11. bis 14. November 1918 versetzte der Generalstreik das ganze Land in Aufruhr. Auch die Stadt Chur bekam diesen zu spüren: Die Chur-Arosa-Bahn etwa fuhr nur reduziert, und der in Chur gedruckte Freie Rätier konnte zwei Tage nicht erscheinen. Städtische Industriebetriebe wie die «Chokoladefabrik Grison» oder die «Aktienbrauerei» wurden bestreikt. Den Höhepunkt der Bewegung markierte am 14. November eine im Volkshaus (heute: Hotel Chur) abgehaltene Protestversammlung von etwa 600 Personen. Wegen Gefährdung und Störung der inneren Sicherheit bot der Bundesrat Truppen auf. In Chur patrouillierte das Militär, und Posten bewachten öffentliche Gebäude. Mehrere Personen wurden verhaftet.

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Die soziale Not während des Ersten Weltkriegs bekam vor allem die Arbeiterschicht zu spüren. So auch die Churer Arbeiter, hier im Lokal der Arbeiterbewegung «Grütlibund» um 1913. Ihre Unzufriedenheit entlud sich 1918 im Generalstreik. (STAC Broschüre Chur 1914-1918)



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