Anna Köhl, verh. 1896 mit Anton Rungger (1868–1899), zweite Ehe um 1910 mit Leonhard Allemann (1861–1930). Tochter des Christian Köhl-Riedi (1837-1922).
Anna Köhl wurde am 21. September 1867 Mittags um 12 Uhr in der Süesswinkelgasse 6 in Chur geboren und am 29. September getauft. Dort verbrachte sie ihre ersten fünf Lebensjahre. 1872 erhielt ihr Vater eine Anstellung als Aufseher im Totengut und die Familie zog um ins Totengut. Ein Jahr später versuchte ihr Vater erneut nach Amerika auszuwandern. Nachdem er genug Geld für die Ausreise zusammengebracht hatte, reiste die kleine Familie im März 1874 nach Amerika. Dieses Unterfangen scheiterte jedoch und so kehrte die Familie wieder nach Chur zurück. Anna verbrachte die nächsten Jahre wieder im Totengut. Da ihr Vater die Anstellung als Aufseher im Totengut kündigte, zog die Familie 1879 an die Rabengasse 10 in Chur um. Dort verbrachte Anna im etwas verlotterten Haus «Zur Turteltaube», mitten in der Churer Altstadt, ihre Jugendzeit. Nach Beendigung der Schule arbeitete sie in der Bäckerei der Familie Weber am Martinsplatz, vermutlich als Verkäuferin. Es scheint, dass sie dort auch ein Zimmer hatte. 1893, Anna war nun 26 Jahre alt, zog die Familie Köhl an die Storchengasse 18. Anna scheint für die nächsten zwei Jahre weiter bei ihren Eltern gewohnt zu haben.
Am 11. Juli 1896 heiratete Anna (29) Anton Rungger (28). Zeugen der Heirat waren ihre ältere Schwester Ursula und deren Ehemann, der Schreiner Gustav Adolf Gmelin.
Tochter der Anna Köhl mit Anton Rungger:
Anton war Bürger von Versam, wurde jedoch als unehelicher Sohn der Margreth Rungger in Chur geboren. Er arbeitete als Schlosser in St. Gallen, so verliess sie Chur und lebte mit ihrem Ehemann für die nächsten drei Jahre in St. Gallen. Im Juni 1899, kurz vor der Geburt des ersten Kindes, kehrte das Paar nach Chur zurück. Anton arbeitete nun als Wagenwart bei der SBB in Chur. Maria Elisabeth Rungger wurde in Chur geboren. Wenige Monate nach der Geburt der Tochter starb Anton Rungger unerwartet, nur 31 Jahre alt, bei einem Arbeitsunfall. Anna zog mit dem Neugeborenen zu ihren Eltern an die Storchengasse. Ihre Tochter wuchs bei ihrer Familie in Chur auf und ging dort auch in die Schule.
Anna heiratete um 1910 den aus Thusis stammenden Kanzlist Leonhard Allemann. Leonhard Allemann war Bürger von Splügen, aber in Thusis geboren und dort aufgewachsen. Nach dem Tod seiner Mutter 1903 verliess er Thusis und zog um nach Chur. Dort arbeitete er bei der kantonalen Verwaltung als Regierungs-Kanzlist, vermutlich im Staatsarchiv, in der Staatskanzlei oder einem der Departemente. Er heiratete Emerita Walser und hatte mit ihr drei Töchter, Anna (1904), Maria (1906) und Berta (1909). Letztere starb kurz nach der Geburt. Auch seine Ehefrau starb im gleichen Jahr. Der Witwer blieb mit seinen beiden kleinen Mädchen alleine zurück. Bereits im darauf folgenden Jahr heiratete der Wittwer Anna Köhl-Rungger. Um 1910 scheint die Familie Köhl-Allemann an der Cadonaustrasse nahe des Waldhauses gewohnt zu haben, im gleichen Haus wie die Familie Köhl-Stemmer. Um 1912 scheinen die beiden Familien zusammen nach Araschgen umgezogen zu sein, zusammen mit ihrer Tochter aus der ersten Ehe und den beiden Stieftöchtern. Vermutlich wohnten die beiden Familien im Riedwiesli, Nahe der Rabiusaschlucht. Anna und Maria Allemann verbrachten hier nun ihre Jugendjahre und besuchten gemeinsamm mit den Kindern der Familie Köhl-Stemmer die Schule oberhalb des Kurhauses, wo ihre ältere Tochter Maria Elisabeth im Kurhaus eine Lehre absolvierte.
1915 zog die Familie wieder nach Chur und wohnte im Haus der Familie Köhl-Killias. Es scheint, dass sich der Gesundheitszustand von Anna verschlechtert hatte und sie schlussendlich im Bürgerheim untergebracht werden musste, wo sie am 17. Mai 1916 in ihrem 49. Lebensjahr starb. Nachdem ihr Bruder Christian Köhl 1917 unerwartet nach kurzer Krankheit starb, zog ihr Vater an die Bondastrasse 10. Es scheint, dass Leonhard Allemann mit seinen beiden Töchtern ebenfalls hierhin zog, zusammen mit Eva und Elisabeth Köhl. Eva und Elisabeth dürften Leonhard wohl unterstützt haben und sich um seine beiden Töchter gekümmert haben.
Ihre Tochter Maria Elisabeth Rungger wohnte bis 1926 in Araschgen und arbeitete dort wohl im Kurhaus. Sie kündigte ihre Stelle, kehrte nach Chur zurück und heiratete Ende 1926 den aus Pagig/ La Punt stammenden Bankbeamten Heinrich Michel1, welcher schon seit 1922 im Haus der Familie Köhl-Killias wohnte. Dort wurde 1927 auch ihr erster Sohn Anton geboren. Die Familie Rungger-Michel wohnte bis 1930 im Haus der Familie Killias-Köhl an der Lürlibadstrasse 14. 1930, kurz vor der Geburt des zweiten Kindes, zogen sie um in die Lürlibadstrasse 22, nur wenige Meter entfernt vom Haus der Familie Köhl-Killias. Heinrich Michel arbeitete für die Bündner Kantonalbank. 1954 zog die Familie nach Frauenfeld, wo Maria Elisabeth 1971 starb. Ihr Ehemann kehrte kurz darauf wieder nach Chur zurück, wo er vermutlich dann auch starb.
Heinrich Michel (3.9.1899–nach 1971), Kaufmann. Sohn von Heinrich Michael und Theresia Niederegger. Siehe St-Michel.
Leonhard Allemann (8.5.1861–22.10.1930), Reg. Kanzlist. Bürger von Splügen, verm. aufgewachsen in Thusis. Sohn von Joseph Allemann (1823–1897) und der Maria Hunger (1833–1903). Er brachte zwei Töchter in die Ehe mit ein: Anna Allemann (1904–nach 1931) und Maria Allemann (1906–nach 1931). Seine Ehefrau aus erster Ehe war nach der Geburt der dritten Tochter (Berta) gestorben. Siehe St-Allemann.