Antoni Köhl (1764-†1844) - Gerbermeister

Sohn des Gerbermeister Antoni Köhl (1744-†1800) und der Catharina Schwarz (1737-†1803) und Enkel des Schmiedmeister Peter Köhl und der Maria Meyer.

Antoni wurde als erstes Kind des Gerbermeisters Anton Köhl und der Cathrina Schwarz in Chur geboren. Sein Vater war st 20 Jahre alt und arbeitete vermutlich als Schmied im Betrieb seines Vaters in Araschgen. Er scheint das einzige Kind des Paares gewesen zu sein.

Sein Vater verkaufte 1781 das in Araschgen gelegene Haus und die Gerberei an Meister Johannes Schifferli[1]. Er tauschte dieses mit einem Wohnhaus beim Unterthor/Reichsgasse. Antoni hatte zu diesem Zeitpunkt wohl seine Lehre zum Gerber abgeschlossen, arbeitete in der Köhlschen Gerbe beim Churer Schlachthaus gelegen und wohnte nun mit seinen Eltern und Geschwistern beim Unterthor/Reichsgasse, dort wo heute der Regierungsplatz zu finden ist.

1783 wurde Antoni in die Schuhmacherzunft aufgenommen und durfte nun mit seinem Vater die Köhlsche Gerbe betreiben. Um 1796 heiratete Antoni, inzwischen 32 Jahre alt, Dorothea Gelb (1776-†1847), Tochter von Michael Gelb und Dorothea Camenisch.

Kinder von Antoni Köhl mit Dorothea Gelb:

  • Köhl Catharina (1796-†1845) heiratete 1833 Johannes Künzle (1800-†1848) und zog nach St. Margreten SG. Das Paar hatte 3 Kinder, welche aber als Kinder noch Waisen wurden.
  • Köhl Dorothea (1798-†1864) heiratete den aus Deutschland stammenden Johann Christoph Gengenbach und wandert 1829 nach Kaltenwesten DE und 1832 nach Baltimore USA aus. Das Paar hat 7 Kinder. Die meisten starben im Kindesalter, einige gründeten aber in den USA Familien welche noch heute Nachkommen haben.
  • Köhl Anton (1800-†1801) starb im zweiten Lebensjahr an den Blattern.
  • Köhl Anton (1802-†1810) starb im achten Lebensjahr.
  • Isaak Köhl (1805-†1876) heiratete 1830 Ursula Killias und hatte mit ihr 6 Kinder.
  • Köhl Magdalena (1808-†) heiratete 1841 den Zimmermann Florian Voneschen und zog nach Felsberg. Das Paar hatte 2 Kinder.
  • Köhl Barbara (1812-†1815) starb im dritten Lebensjahr.

Seine ersten beiden Töchter wurden im Wohnhaus der Eltern geboren. Doch dort wurde es wohl etwas zu eng für die beiden Familien. 1789 kaufte Antoni seinem Vater das Wohnhaus an der Reichsgasse und einen Stall beim Storchenbrunnen ab[56]. Mit dem Geld kaufte sich sein Vater anschliessend eine Wohnung und einen Stall von Anna Camenisch, gelegen an der Ziegelhütte beim Mühlbach (Haus 359, Gerbergässli 4), gleich neben der Köhlschen Gerbe.

Die Übernahme der Köhlschen Gerbe

Mitte 1800 starb sein Vater mit nur 56 Jahren. 3 Jahre später dann auch seine Mutter, Catharina Schwarz. Antoni erbte nun deren Haus am Gerbergässli 4 und wohl auch die Gerbe bei der Ziegelhütte. Doch es waren schwierige Zeiten. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den helvetischen Truppen, Seuchen und grosse politische und wirtschaftliche Veränderung machten es dem Gerber nicht leicht Geld zu verdienen.

Im Jahre 1809 erkrankte Antoni schwer. Die Arbeit als Gerber hatte ihren Tribut gezollt und konnte seiner Arbeit kaum mehr nachkommen. Von den 5 Kindern waren 2 bereits gestorben. Die Armenkommission unterstützte nun den kranken Vater und zahlte Kleider für seine Kinder. Auch bat er um eine Unterstützung für seinen Betrieb. Doch sein Gesundheitszustand verbesserte sich nur langsam. Die Kinder hatten kaum noch zu Essen, waren ausgezehrt und abgemagert. Sein ältester Sohn überlebte dies nicht. Anton, starb mit nur 8 Jahren.

Antoni musste nun erste Vermögenswerte auflösen, verkaufte einen Stall und Krautgarten bei der Ziegelhütte. 1815 starb dann auch noch seine jüngste Tochter Barbara. Im Haus an der Reichsgasse wohnten nun noch die Kinder Catherina (19), Dorothea (17), Isaak (10) und Magdalena (7). Antoni arbeitete nun wieder als Gerber und und durfte die Vermählung seiner Tochter Dorothea mit dem aus Kaltenwesten DE stammenden Johann Christoph Gengenbach feiern. 1828 zog dann seine Tochter mit ihrem Mann nach Deutschland.

koehlsche-gerbe.png

Lage der Köhlschen Gerbe mit den verschiedenen Gebäuden: 359: Wohnhaus, 358/360/361: Köhlsche Gerberei, 380: Rindenmühle (Stadtplan von 1876, StAC E 0229.002)


Die Zerstörung des Wohnhaues

In der Nacht vom 7 Dezember 1829 brannte das Wohnhaus der Familie Köhl-Gelb an der Reichsgasse vollständig ab.[6] Die Familie konnte sich noch in Sicherheit bringen, aber das Haus wurde völlig zerstört. Die Familie dürfte nun ins Haus am Gerbergässli 4 umgezogen sein. Doch auch auf diesem Haus lastete eine erhebliche Schuld.

Doch auch wenn die Zeiten schwer waren: Sein ältester Sohn Isaak (25) heiratete Ursula Killias. Isaak arbeitete als Gerber im Betrieb seines Vaters und wohnte nun mit seiner Frau auch im Haus der Familie am Gerbergässli 4. Antoni war inzwischen unverschuldet verarmt, hatte hohe Schulden und musste sein bei der Ziegelhütte gelegenes Wohnhaus nebst Garten und Gerätschaften dem Zunftmeister Bavier verkaufen. Der Erlös von 3000.-- Gulden wurde in Form einer Schuld von 2640 .-- eingelöst.

Die Armenpflege pfändete nun das Wohnhaus. Er ersuchte in der ersten Etage des Hauses mit seiner Familie zur Miete zu bleiben. Die Armenpflege hielt fest, dass Antoni immer hart gearbeitet habe und unverschuldet in Armut gelangt sei. Daher durfe er im Haus verbleiben und müsse nur einen Teil der Miete bezahlen. Antoni wurde weiterhin durch die Armenpflege unterstützt.

1833 heiratete seine Tochter Catharina (37) Johannes Künzler von St. Margrethen SG und zog aus dem Elternhaus aus. Seine jüngste Tochter war nun als einzige nicht verheiratet und unterstützte ihren Vater und ihre Mutter. Antoni lebte in bescheidenen Verhältnissen, konnte oft nicht arbeiten, auch wenn die Armenpflege dies von ihm immer wieder forderte. Antoni musste weitere Güter verkaufen und war bettlägrig. Seine Frau und seine Tochter pflegten den Greis. 1841 heiratete dann auch seine jüngste Tochter, Magdalena, und zog nach Felsberg.

Nach langer Krankheit starb Gerbermeister Antoni Köhl im März 1844 mit 70 Jahren an Typhus. Seine treue Frau Dorothea sollte im 3 Jahre später folgen. Obwohl er noch die Geburt von 15 Enkeln erleben durfte, starb seine Mannlinie mit dem Enkel Theodor Köhl 1877 aus.

Quellen:

6: Von den Churer Feuersbrünsten, P. Gillardon, 1930, , Bündnerisches Haushaltungs- und Familienbuch, S. 65,

1: Kaufprotokoll StAC AB III F12 002 S301

56: Kaufprotokoll StAC AB III F12 003 S47


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