Bernhart Köhl wuchs an der Pfistergasse im Pfisterhaus auf. Sein wohlhabender Vater, Bürgermeister Köhl, ermöglichte ihm eine gute Ausbildung. So besuchte er das Collegium philosophicum[38] in Chur, welches von seinem Vater schon seit langer Zeit finanziell unterstützte. Danach studierte Bernhard an der Universität Basel Theologie V.D.M. (Verbi Divini Minister), zusammen mit seinem um 2 Jahre jüngeren Bruder Joseph, welcher dort Jura und Philosophie studierte. Am 11. Juni 1683 wurde Bernhard nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums in Küblis in die evangelisch-rätische Synode aufgenommen. Er amtete danach 1684-1687 als Pfarrer in Haldenstein. Ab 1691 war Bernhart wieder als Pfarrer in Haldenstein tätig. Um 1692 heiratete in Illanz Anna Dorothea Gaudenz, Tochter des Decans Christian Gaudenz.
Sein stolzer Vater erwähnte ihn in seinem Testament am 1. Februar 1695: «dieser hat Theologie studiert für die Kanzel, dient Gott mit schönen Gaben und ehrlichem gutem Leben, ist Pfarrer der Herrschaft Haldenstein. Ist mit Maria Dorothea, der Tochter des ehrwürdigen Herr Decan Christen Gaudenz, verheiratet, hat zu Tanz in seines Herr Schwagers Pfarrhaus Hochzeit gehalten. An dieser Hochzeit war ich selbst anwesend, mit meinem Sohn Dr. Joseph, mit 2 Töchtern, mit 2 Schwiegersöhnen und 2 Enkeln. Ist alles wohl in Freuden anständig abgelaufen. Dieser hat ein zweijährigen Sohn namens Bernhard. Der Gott alles segnen wolle.»[16]
Sein Vater erwähnte auch dass sein Sohn mit Frau und dem 2-jährigen Bernhard im Prixinerhaus zur Miete wohnt. Als Mitgift hatte ihm sein Vater 1000 Gulden und einen Baumgarten im Sand mitgegeben.
Kinder von Bernhart Köhl mit Anna Dorothea Gaudenz:
Seine Ehefrau Anna Dorothea starb 1696 und liess Pfarrer Köhl mit den beiden kleinen Kindern zurück. Es gibt keinen Hinweis das Bernhard danach nochmals heiratete.
Bis 1705 war er Pfarrer in Haldenstein. Nach seinem Weggang ersuchte er viele Jahre den Gemeindevogt Peter Walser um Bezahlung des noch ausstehenden Gehalts von 200 Gulden[46]. Ab 1706 war er dann bis zu seinem Tode 1727 Pfarrer in der reformierten Kirche von Untervaz.
1716 wird Bernhart in mehreren Briefen erwähnt. Stadtschreiber Bernhard Cleric, ein Cousin von Bernhart, bittet ihn im Streit der Erben von Madlena Bernett zu vermittelt. Einer der Erben war Antoni Köhl, Sohn von Peter Köhl und Madlena Bernett. Anscheinend gab es 2 unterschiedliche Testamente und Bernhart sollte im Auftrag des Stadtrates mit den Erben eine Lösung aushandeln.[42]
Zu erwähnen ist hier noch ein Fundstück, welches auch heute noch zu bestaunen ist. Anna Marie Köhl, Bernharts Schwester, stiftete 1721 einen Taufstein für die Kirche Untervaz. Seine Schwester Catharina spendete zudem einen silbernen Nachtmahlbecher.
Pfarrer Bernhart Köhl wurde in Untervaz beerdigt. Eine der Grabplatten soll ihm gewidmet sein. Sämtliche Steinplatten in Stelenform, ursprünglich freistehend, nun aber an Wände versetzt, weshalb die bei einigen Tafeln auf der Rückseite angebrachten Inschriftenteile nicht mehr lesbar sind. An der Südseite der Kirche (von West nach Ost)[34]:
Ehefrau: Anna Dorothea Gaudenz
Kinder: 2
Beruf: Pfarrer
Zunft: Schuhmacherzunft
Quellen:
3: Sammlung Rätischer Geschlechter, Sprecher von Bernegg, Anton Hercules, 1847
16: Testament des Bernhard Köhl, 1690, StAGR B2125/3
34: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Erwin Poeschel, 1948, S. 400
46: Geschichte der Freiherrschaft und Gemeinde Haldenstein, Georg Lütscher, 1995, Gemeinde Haldenstein, S.122
47: Briefwechsel mit Pfarrer Bernhart Köhl, Evang. Archiv Untervaz Urkunde Nr.17a-c