Chur 1774

Chur war eine Stadt von einigen Tausend Einwohnern, beschäftigte aber eine grosse Anzahl von Beamten. Viele Mitglieder der Familie Köhl wurden in solche Ämter gewählt, daher seinen hier diese Funktionen genannt.

Da gab es das Regiment der rätischen Republik welches sich meistens in Chur versammelt. Die Staatshäupter waren: der Präsident des Gotteshausbundes mit Schreiber und Weibel, der Landrichter des grauen Bundes im Schreiber und Weibel, der Bundslandammann des Zehngerichtenbundes mit Schreiber und Weibel. Das Kriminalgericht der ganzen Republik bestand aus dem Präsident des Gotteshausbundes und je einem Assessor aus den zwei übrigen Bünden, ebenso wurde der Sanitätsrat bestellt.

Auch die Stadt Chur hatte ein Regiment. Da begegnen wir zuerst den Herren Siebnern, dann treten als Mitglieder des Kleinen Raten ihre Weisheiten auf: der Amtsbürgermeister und der ruhende, der Amtstadtvogt und der ruhende, der Stadtrichter, der Profektrichter, der Amtsoberste und der Oberzunftmeister, der Stadtammann, dann die acht Ratsherren, die fünf Zunftmeister. Den grossen Rat der Stadt bildeten die Herren Siebenziger, nach den fünf Zünftengeordnet. Die Rechtspflege besorgten das Stadtvogt- oder Kriminalgericht, das Stadtgericht, Profektengericht, die Schatz- oder Gantherren, das Appellations- und das Ehegericht.

Ausserdem hatte man noch eine Salzkommission, ein Wuhrdirektorium, Waldinspektoren, einen Schulrat, eine Kommission der Beisässe, eine Pflegschaftsdeputation, einen Stadtbibliothekaufseher, eine Waisenvogtei, öffentliche Lehrer des Collegii philosophici, der obern und untern Lateinklasse, der obern deutschen Knaben- sowie Töchternschule, der ersten, zweiten und dritten deutschen vermischten Schule.

Besondere Stadtbeamte waren: der Baumeister, Säckelmeister, Pfleger zu St. Martin und zu St. Regula, Sonder-Siechen-Pfleger, der Zoller, Reiswaagmeister, Rathausmeister, Kornhausmeister, Heuwäger, Weinhausmeister, Werkmeister, Stuckschreiber. Bei den Behörden sind selbstverständlich die Schreiber und Ratsboten oder Weibel noch hinzu zu zählen. Und die Stadttore (Obertor, Untertor und Metzgertor) wurden von Wächtern beaufsichtigt.

Aber die Stadt Chur verfügte aber auch über ein Militär. Da gab es einen Pannerherr, die zwei Stadthauptleute, der Stadtwachtmeister, dann die Kavallerie mit einem Rittmeister, Lieutenant und Cornet, hierauf fünf Kompanien Infanterie mit je einem Hauptmann, Ober- und Unterlieutenant und Fähnrich, zum Schluss die Artillerie mit einem Schützenmeister und deren Spitze.[5][48]

Und die Nachkommen des Bürgermeister Bernhard von Köhl waren in der Stadtverwaltung zahlreich vertreten. Einige hiervon seinen hier erwähnt:

  • Stephan von Cleric (1725-†1799), Enkel von Sibilla Köhl war ruhender Bürgermeister von Chur
  • Johann Laurer (1727-†1813), Enkel von Gertrud Köhl, war Rittmeister der Kavallerie und Ratsherr
  • Bernhard Laurer (1734-†1787), dessen Bruder, war Oberzunftmeister von Schmieden, Leutnant und sass im Prefekten Gericht
  • Bernhard Terz (~1732-†1808), Enkel von Elisabeth Köhl, amtete in Chur als Pfarrer und war Praeceptor I latein im Collegium philosophicum
  • Sebastian von Köhl (1734-†1781), Sohn von Oberzunftmeister Bernhard Köhl, hatte sich vor allem als Offizier in fremden Diensten verdient gemacht und war nun der Pflegschaft St. Martin aktiv
  • Joseph Köhl (1745-†1825), Sohn von Oberzunftmeister Bernhard Köhl, war Stadtwachtmeister gewesen und arbeitete nun Fähndrich der Stadtwache


Impressum und rechtliche Hinweise

1777-Chur.jpg

Chur 1776. Radierung von Le Barbier Jean-Jacques (Rätisches Museum, H1973.314)


Quellen:

5: Geschichte des Churer Stadtrates 1422-1922, Valèr Michael, 1922

48: Chur vor hundert Jahren, Samuel Plattner, 1874