Während des Zweiten Weltkriegs, der Europa in einen beispiellosen Konflikt stürzte, blieb die Schweiz neutral. Doch auch in der ältesten Stadt des Landes, Chur, waren die Auswirkungen des Krieges spürbar. Die Churer Bevölkerung erlebte diese Jahre als eine Zeit der Ungewissheit, aber auch der Herausforderungen.
Chur, als Hauptstadt des Kantons Graubünden, lag nahe der Grenze zu Italien und war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Nähe zu den Alpenpässen machte die Region strategisch bedeutsam. Die Schweizer Armee baute Verteidigungsanlagen und schützte die Alpenübergänge mit Soldaten, die oft aus der Region stammten. Für viele Churer bedeutete dies eine direkte Konfrontation mit den Risiken des Krieges, selbst wenn keine Kampfhandlungen stattfanden.
Der Alltag der Churer Einwohner war geprägt von Rationierungen, Verdunkelungsvorschriften und der ständigen Angst vor einem Angriff. Lebensmittel waren knapp, und die Bevölkerung musste sich an strenge Regeln halten.
Zwei Ereignisse blieben den Churern besonders in Erinnerung: Ein Zug einer Rekrutenschule schoss am 20. August 1943 vom Rossboden auf Ziele am Calanda. Um 11 Uhr brach dort ein Grossbrand aus, welcher drei Tage und drei Nächte wütete. Kurz danach, am 19. November 1943, stürzte ein amerikanischer Bomber vom Typ B-24 Liberator auf dem Gebiet des Dreibündensteins ab. Die Besatzung, welche sich mit ihren Fallschirmen noch rechtzeitig retten konnten, wurde nach Chur überführt.
Die Stadt wurde auch zu einem Zufluchtsort für Menschen, die vor den Schrecken des Krieges flohen. Besonders jüdische Flüchtlinge, die über die Alpenpässe nach Graubünden kamen, fanden vorübergehenden Schutz.