Das Stadtbild veränderte sich äusserlich wenig, auch wenn die beiden Stadtbrände von 1674 (10.03.1674, 70 Häuser und 68 Ställe verbrannt, 14 Personen getötet und verschiedene weitere verletzt, und 15.05.1674, 7 Häuser und 10 Ställe verbrannt) grössere Zerstörungen anrichteten.
Feuersbrünste galten verbreitet als Strafe für die Verachtung des Wort Gottes und für Sünden und Laster. Nach dem Stadtbrand von 1674 wurden in Chur, gewissermassen im Kollektiv, die Katholischen der Tat beschuldigt. Bereits vor dem Brand wurden Stimmen laut, die Bündner Stadt würde in Asche versinken, wenn sich die Churer nicht bekehren würden. Andere meinten, der Brand sei von Hexen gelegt worden. Selbst die Ratsmitglieder wurden als Hexenmeister beschuldigt, denn sie würden die Hexen beschützen. Angesichts der bevorstehenden Folter wurden aber all diese Aussagen dementiert. Zu sehr stand das eigene Überleben auf dem Spiel, denn wer zuviel wusste, stand im Verdacht, selbst mit dem Teufel zu handeln.
Verurteilt und als Schuldiger des Brandes verhaftet wurde schliesslich ein Landstreicher, doch war der Vorwurf, katholische Geistliche selbst hätten den Brand gestiftet, noch nicht vergessen, weshalb (wohl nebst anderen Gründen) in Chur nach 1675 keine neuen katholischen Hintersassen mehr auf genommen und die bereits nieder gelassenen ausgewiesen wurden.[41]
Die Bautätigkeit griff indes über die Stadtmauern hinaus, und der Barock kam in vier freistehenden Herrenhäusern mit formalen Gärten sowie im Innenausbau vieler Bürgerhäuser zum Ausdruck. Noch Ende des 17. Jh. entstanden eine Lateinschule und ein Collegium musicum. Im Übrigen sorgten durchziehende deutsche Theatertruppen, gelegentlichen Opernaufführungen sowie die fremden Gesandten und der Fürstbischof für etwas Glanz in der rätischen Kapitale.