Dr. Coaz Johann Wilhelm Fortunat, verh. 1852 mit Pauline Lütscher (-†)
Sohn von Salome von Köhl (von Rogister, 1791-†1822) und Johann Samuel Coaz (1770-†1855)
Enkel von Stadtwachtmeister Peter Köhl (1748-†1794)
Der Ingenieur und Naturforscher Johann Coaz spielte im 19. Jahrhundert für Graubünden und für die Schweiz eine bedeutende Rolle.
Geboren wurde Coaz 1822 in Antwerpen. Seine Mutter Salome von Köhl de Rogister entstammte dem adligen Zweig der Churer Bürgerfamilie, sein Vater war Berufsoffizier und Hauptmann im Schweizer Regiment Nr. 31 in Königlich-Niederländischen Diensten (Regiment Oberst Jacob von Sprecher). 4 Jahre nach seiner Geburt kehrte seine Familie wieder nach Chur zurück wo sein Vater zum kantonalen Oberstkriegskommissär gewählt wurde und bis zum Oberstlieutnant aufstieg.
Seine Jugendjahre verbrachte Johann er in Chur. Mit 12 Jahren durfte er bereits die Kantonsschule besuchen und trat danach in die königlich-sächsische Forstakademie in Tharandt Sachesen ein. Nach dem Studium der Forstwirtschaft erarbeitete er als Gebirgstopograf die Grundlagen für mehrere Blätter der Dufourkarte. Dabei unternahm Coaz viele Erstbesteigungen von Bündner Bergen, darunter den Piz Bernina. Während des Sonderbundskriegs 1847 war er Privatsekretär von General Henri Dufour.
Johann Coaz heiratete 1852 Pauline Lütscher und hatte mit ihr sechs Kinder. Fast einen Monat dauerte die Hochzeitsreise von Johann und seiner jungen Frau Pauline. Er wollte ihr mit einem ehrgeizigen Reiseplan die bedeutendsten Städte in Deutschland, Österreich und Italien zeigen. Die acht Seiten im Tagebuch, welche er dieser Reise widmete, enthielten denn auch nicht etwa romantische Erlebnisse des frisch verheirateten Paares, sondern nüchterne Beschreibungen der Landschaften, Sehenswürdigkeiten oder der Mitreisenden in der Kutsche. Das dicht gedrängte Programm der Hochzeitsreise musste für Pauline sehr anstrengend gewesen sein, denn mehrmals schrieb er über ihre Müdigkeit, Unwohlsein oder Erschöpfung.
Als kantonaler Forstinspektor und später als eidgenössischer Oberforstinspektor organisierte Coaz das Forstwesen neu und schaffte gesetzliche Regelungen für eine nachhaltige Waldwirtschaft. Auch plante er die ersten Lawinenverbauungen, legte Herbarien an und pflanzte exotische Bäume. Johann Coaz engagierte sich für den Naturschutz und für den Schweizerischen Nationalpark. Coaz war Mitglied vieler Fachvereinigungen und verfasst zahlreiche Publikationen. Coaz trat dem Schweizer Alpen-Club SAC bei und war während zehn Jahren Präsident der 1864 gegründeten Sektion Rätia.
Erst im hohen von 92 Jahren trat er in den Ruhestand. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Chur. Das Rätische Museum widmete ihm 2022 eine sehenswerte Sonderausstellung. Im Staatsarchiv ist zudem der umfangreiche Nachlass N8 einsehbar.
Flyer Ausstellung Rätisches Museum 2022
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