Köhlsche Familiengräber im Churer Stadtgarten

Der protestantische Scaletta-Friedhof in Chur wurde um 1550 ausserhalb der Stadtmauern angelegt. 1862 wurde der protestantische Friedhof Daleu eingeweiht und der Scaletta-Friedhof in den Stadtgarten umgewandelt. Spaziert man durch den heutigen Stadtgarten, entdeckt man diese Grabplatten des einstigen Scaletta-Friedhofs in der Friedhofsmauer.

Grabplatte Fam. Bernhard von Köhl

Eine dieser Grabplatten ist der Familie von Bürgermeister Bernhard Köhl gewidmet. Ausser ihm ist die Gattin im Stein «verewigt», auch die Kinder sind aufgeführt. Das vom Fürstbischof Ulrich de Mont verbesserte Wappen ist sehr gut erkennbar.

So heisst es auf dieser Platte: «Ich lebe in Erwartung des Todes, um durch den Tod zu leben. Gott, dem größten (und) besten heilig. Der adelige Mann, durch Gerechtigkeit, Klugheit, Würde und Geschick in seinen Taten berühmt, Vater des Vaterlandes, der vortreffliche Herr Bernhard Köhl, einst im Jahre 1677 eingesetzt als Stadtvogt der Stadt Chur, im Jahre 1681 oberster Richter (eines Schiedsgerichtes) der Drei Bünde, im Jahre 1689 gewählt zum Haupt des Gotteshausbundes und Bürgermeister der Stadt (Chur), geboren zu Chur im Jahre 1624 am 2. Juni, starb im Jahre 1700 am 7. April. - Seine liebste Gattin Frau Gertrud Scheffknecht, geboren im Jahre 1624 im Monat April, aus diesem trauervollen Tal des Elendes entrissen im Jahre 1695 am 27. März. - Die Söhne: Peter, Armenvogt; Andreas, Kandidat der Philosophie und der Medizin, im Jahre 1682 in St. Gallen verstorben; Bernhard, V. D. M.; Joseph, Doktor der Philosophie und der Medizin; die Töchter: Martha, Emerita, Anna Maria, Sibilla, Elisabeth, Gertrud, Anna Katharina und das Paar der einst verstorbenen Bernhard und Gertrud. Gott erlöse sie alle in seinem Namen, und fröhlich und glücklich sei ihre Auferstehung zum ewigen Leben. Amen»[37]

Grabplatte im Stadtgarten Chur Bernhard Köhl
Zeichnung aus dem Buch "Die Grabdenkmäler auf dem alten Friedhof in Chur"

Grabplatte Fam. Peter Köhl

Eine weitere Grabplatte ist dem Vater von Bernhard Köhl, Peter Köhl und seiner Frau, Emerita Matis, gewidmet:

So heisst es auf dieser Platte: «Alhier ruohet in Gott dem Herren/ der erenvest Herr Peter Köhl, aetatis 79, obyt 1674 die 8 Februarii und die ehren/tugentreich Frau Emerita geborne Matisi sein Ehefrau, obyt 1675 die 3. Februarii aetatis 75; hausten im Ehestand 52 Jahr, dero Eren Danck Gedechnus ihr einiger Sohn alter Seckel und Ober Zunftmeister Bernhard Köhl, diser Zeit Statama ingedenck desen 2 Kinder Namens Bernhard obyt 1660 die 8. Aprill aetatis 4 und Gertrud, obyt 12. April 1660 aetatis 6 Jahr. Gott verlich ihnen ein fröliche Aufferstentnus. Amen.»[38]

Auf dieser Platte sind die beiden 1660 gestorbenen Kinder von Bernhard Köhl, Bernhard und Gertrud, erwähnt. Die Grabplatte selber dürfte 1674/1675 entstanden sein. Auf dieser Grabplatte ist das ursprüngliche Familienwappen der Köhl, eine Osterfahne tragendes Osterlamm, gut zu erkennen.

Grabplatte im Stadtgarten Chur Peter Köhl
Zeichnung aus dem Buch "Die Grabdenkmäler auf dem alten Friedhof in Chur"

Grabplatte Fam. Köhl-Hosang

Im Stadtgarten ist noch eine weitere Grabplatte zu finden, welche der Familie Köhl-Hosang gewidmet ist.

Auf dieser Platte heisst es: «Hiehr ruohwet sanft ... und selig in dem Heren des wohledlen, ehrenvesten Her Fendrich Hosang und der ... tugendtreichen Frau ... in bei ... Elisabeth Köhl starb den ...»[38]

Aufgrund der starken Verwitterung konnte der Inhalt des Texte nur Teilweise entziffert und zugeordnet werden. Es ist nicht bekannt um welche Elisabeth Köhl es sich handelt und in welchem Jahr die Grabplatte erstellt worden ist. Da noch das alte Familienwappen der Köhl verwendet dürfte die Platte vor 1684 erstellt worden sein.

Die Familie Hosang von Mutten wurde 1526 in Chur eingebürgert. Ein Gregor Hosang, vermutlich der Sohn des auf der Grabplatte erwähnten Fähndrich Hosang, war von 1676 an wiederholt Oberstzunftmeister.[5]

 

Zeichnung aus dem Buch "Die Grabdenkmäler auf dem alten Friedhof in Chur"


Impressum und rechtliche Hinweise

1862-Chur-Grabplatten-Stadtgarten.jpg

Stadtgarten mit Grabplatten (StAGR, FN IV 13/18 C 142 )


Quellen:

5: Geschichte des Churer Stadtrates 1422-1922, Valèr Michael, 1922

37: Unser Churer Stadtgarten, Hans Berger, 2002,

38: Die Grabdenkmäler auf dem alten Friedhof in Chur, Wiesmann, Peter, G. Bener Sen., 1943, StAC RL38 (J1002)