Die Prixinengasse

Zur Zeit, als das Dorf Chur in die Stadt, welche sich ursprünglich auf den Hof beschränkte, einbezogen und mit Befestigungen versehen wurde, legte man ein Hauptaugenmerk auf die Sicherung der Tore, insbesondere derjenigen, welche an die Plessur grenzten. Das Obere Tor erhielt einen „Torzwinger"' (wahrscheinlich auch Fallgatter und Zugbrücke); auch das Metzgertor wurde in ähnlicher Weise gesichert, nur mit dem Unterschied, dass hier die örtlichen Verhältnisse es ratsam erscheinen liessen, den Zwinger auf der inneren Torseite in der Weise anzubringen, dass man einen grossen rechteckigen Hof mit Zinnen bekrönten Umfassungsmauern und zwei gegen überliegenden rundbogigen Toren anlegte.

Nach der Churer Planperspektive aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lehnte sich dieser ummauerte Hof auf der Stadtseite links an die Hausecke der Metzg an, rechts fand er seine Fortsetzung in der gegen das Obertor verlaufenden Ringmauer. Parallel mit letzterer verlief, nach dem Prospekt zu schliessen, eine Gebäudereihe, wahrscheinlich ein aus einem Doppelhaus und Ställen gebildeten Gässchen.

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Prixinengasse Richtung Metzgerplatz (StAC)


Das Prixinenhaus

Doppelhaus und Ställen gebildeten Gässchen. Hier in diesem Gässlein hauste die Familie Prixin, von ihr stammt der Gassenname „Prixinergässlein".[56] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dann die Namensform Praximergässlein eingeführt[56]. Das Geschlecht der Prixin, oder Brixin, deren Heimat - dem Namen nach zu schliessen -offenbar die alte Bischofsstadt Brixen im Tirol war, gehörten wie die Köhls zu den im 16. Jahrhundert in Chur eingewanderten Familien.

Das Prixinenhaus, oder wenigsten ein Flügel desselben, gehörte also schon früh der Familie Köhl. Im Steuerbuch von 1629, das wie alle andern hausweise angelegt ist, finden sich bei der II. Quart folgende Steueransätze:

  • Prosper Prixinen sein Witib lb. j
  • Lucas Brixin ß. v
  • Joseph Köhl l b. jß. xv

Hierbei handelte es sich um Joseph Köhl (~1600-†1647), Sohn von Arnold Köhl (1564-†~1630). Joseph heiratete um 1624 Barbara Prixin (~1600-†1658) und ist wohl durch diese Heirat in den Besitz des Hauses gekommen. Die Familie lebte mit ihren 8 Kindern in diesem Haus.

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Matzgerplatz mit Metzerburunnen, um 1920 (StAC)


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Haus beim Metzgertor heute Arcas 3 (Bildarchiv Markus Köhl)


Wohnsitz des Peter Köhl

1646 dürfte Joseph Köhl seien Hausteil an seinen Bruder, den Torwächter Peter Köhl verkauft haben. An der Eingangstüre sieht man in gut stilisiertem Schilde das Köhlsche Wappen: das Gotteslamm mit der Kirchenfahne, beseitet von den Initialen: 16. P. K. CVR. 46[56]. Diese Anfangsbuchstaben weisen auf Peter Köhl (1595-†1674) hin, der seit 1638 - wenn nicht schon früher bis 1647 die Stelle des Torwärters beim Metzgertürli bekleidete

Im Testament von 1672 von Bürgermeister Bernhard Köhl wird erwähnt dass sein Vater Peter im Haus an der Prixinengasse wohnt. Um 1690 wohnte im Elternhaus des Bürgermeister Bernhard Köhl sein Sohn Pfarrer Bernhart Köhl (1661-†~1727) zur Miete.

Im gleichen Haus wohnte auch Johann Prixins Witfrau Anna. Diese trat um 1685 ihren Hausanteil dem Oberstzunftmeister Gregor Hosang ab unter der Bedingung, dass er künftig für ihren Unterhalt sorge. Es war zwischen ihnen vielleicht ein eigentlicher Verpfründungsvertrag zustande gekommen, wie solche damals oft vorkamen und jeweils in die Rufbücher eingetragen wurden.

Gregor Hosang war aber durch sein Abkommen mit der Witwe des Johann Prixin nicht alleiniger Besitzer des Prixinischen Hauses geworden, denn im schon erwähnten Steuerfuss von 1733 folgt unmittelbar nach den Angaben betr. Zunftmeister Hosang die „Einlag von Herr Doctor Joseph Köhl", der vierte Teil an dem Prixinischen Haus Fr. 100. Es handelt sich hierbei um Joseph Köhl (1673-†1750), Doktor der Medizin und Philosophie, Sohn von Bürgermeister Bernhard Köhl. 1726 und 1733 wird die Liegenschaft ebenfalls in seinen Steuerunterlagen aufgeführt. Vermutlich hatte Joseph Köhl nach dem Tod seines Vaters (1700) die Liegenschaft geerbt. Das Haus an der Praximergasse 415/416 war somit etwa von 1625 bis 1750 im Besitz der Familie Köhl.

Zu diesem Bucheintrag stimmt eine kunstgeschichtliche Beobachtung, die jedermann am dermaligen Haus Nr.415/416, 1919 im Besitze von Hrn. Flaschnermeister Martin Hatz, machen kann.

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Wappen oberhalb der Eingangstüre (Bildarchiv Markus Köhl)


Quellen:

56: Die Prixinengasse in Chur, Fritz Jecklin, 1919

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Artikel "Die Prixinengasse in Chur" von Fritz Jecklin, Bündnerisches Monatsblatt 1919 Heft 3



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