Sohn des Ratsherrn Johann Jakob von Köhl (1763-†1826). Sebastian wuchs im Haus am Casinoplatz 1 auf, in welchem sein Vater ab 1797 mehrere Wohnungen erstanden hatte.
Sebastian von Köhl wählte früh eine militärische Karriere. 1813 war er Leutnant im kaiserlich königlich österreichischen Regiment des Erzherzog Karl, machte den Feldzug gegen Frankreich mit, 1813 und 1814 bis 1815 als Oberleutnant im Schweizer Regiment No. 31 von Oberst Jacob von Sprecher in Kaiserlich Niederländischen Dienst eingetreten, war 1818 bereits Hauptmann und quittierte 1824 im Rang eines Oberst den Dienst. Für seine Dienste erhielt er eine lebenslange Pension.
Nach Abschluss seiner Militärkarriere vermählte sich Sebastian 1824 mit der Churer Bürgerin Elisabeth Margred Mathis (1799-†1825), welche kurz nach der Geburt des Sohnes Johann Jakob Köhl starb. Im folgenden Jahr starb auch sein Vater, Johann Jakob von Köhl. Sebastian erbte als ältester Sohn einen grossen Teil des Familienvermögens. Seine Schwestern waren bereits verheiratet und mit einer Mitgift abgefundenen worden.
Nach dem Tod seines Vaters 1826 war Sebastian nun der Letzte noch lebende männliche und legitime Nachkomme des 1684 adlig gesprochenen Bürgermeister Bernhard von Köhl (1624-†1700). Sebastian trug nicht nur mit Stolz seinen Adelstitel «von», auf verschiedenen Dokumenten ist zusätzlich der Anhang «von Rogister» zu finden. Oberst Sebastian von Köhl gehörte zur wohlhabenden Oberschicht von Chur, hatte einen wohlklingenden Namen, war adliger Herkunft und bestens vernetzt. Johann Samuel Coaz, mit welchem bereits im Regiment No. 31 gedient hatte, heiratete im gleichen Jahr eine entfernte Verwandte von Sebastian, Salome von Köhl. Deren Schwester, Hortenisa von Köhl, hatte sich mit dem Gesandten von Planta zu Fürstenau vermählt und residierte mit ihrer Familie im Schloss Fürstenau. Die von Köhls waren durch Heirat mit verschieden weiteren einflussreichen Churer Bürgerfamilien verbunden: den Wassali, den von Cleric, den Reidt, Bavier, Fiffel und vielen anderen. Dies Netzwerk nutzte Sebastian und startete in Chur eine Beamtenkarriere, wurde Zunftmeister und Oberzunftmeister zu Schmieden.
Zum zweiten Mal verheiratete sich Sebastian 1829 mit Anna Margaretha Graß (1808-†1835), Tochter des wohlhabenden Dekans Bartholomé Graß. Sie gebar 1 Kind, welches kurz nach der Geburt starb. Die Familie wohnte im Wohnhaus am Casinoplatz 1. Diese Liegenschaft hatte er 1827 geerbt. 1832 wurde Sebastian erstmals zum Ratsherr gewählt und war zeitgleich auch Mitglied der Ökonomie-Kommission. 1834 verklagte Jsrael Fifel, der Mann von Anna Elisabeth Köhl (Sebastians Schwester) Sebastian betr. Unregelmässigkeiten bei der Aufteilung der Erbschaft von Johann Jakob Köhl.
1835 erbte seine Frau von Ihrer Mutter, Witwe Anna Margaretha Grass, ein erhebliches Vermögen.[77] Dies umfasst ein Wohnhaus an der oberen Reichsgasse, Weingärten, Äcker und Wiesen im Wert von 13000 Gulden. Dazu kamen Vermögenswerte welche er inzwischen von seiner ersten Frau geerbt hatte.
Ein paar Jahre später sollte er erneut seine Frau verlieren. Margaretha starb mit nur 25 Jahren bei der Geburt des zweiten Kindes an Mutterkrämpfen. Sein Sohn Johann Jakob (10) verlor nun auch seine Stiefmutter. 1838 heiratete Sebastian zum Dritten Mal, die erst 22 Jahre alte Margaretha Zinsli (1816-†1880) von Untervaz.[3] Aus dieser Ehe sollten dann 5 Söhne und 3 Töchter entstehen.
Während im Köhlschen Haushalt nun neue Kinder hinzukamen, dürfte sein Sohn Johann Jakob, so wie es damals in den wohlhabenden Churer Familien üblich war, eine erstklassige Ausbildung in einem Internat erhalten haben. 1840 bis 1843 amtete Sebastian als Stadtvogt und war von 1845 bis 1850 Mitglied der Miliz-Kommission. 1848/49 wurde er zudem zum Stadtrichter (Gerichtsherroder) gewählt.[3]
Während sich sein Einfluss, Vermögen und seine Familie weiter vergrösserte bereitete der älteste Sohn, Johann Jabob, dem Vater grosse Sorgen. Auf dem ältesten Sohn lastete grosse Erwartungen. Wie sein Vater und dessen Vorfahren sollte der älteste Sohn nach hohen Ämtern und Titeln streben, sich auf den Schlachtfeldern Europas ruhmreich zeigen und das Vermögen der Familie weiter vermehren. Johann Jabob wohnte bei seinen Eltern und besuchte die evangelische Kantonschule in Chur, war aber dem Laster verfallen, trank viel und war gewalttätig. So trat er im Juli 1846 aus der Kantonsschule aus[81], ohne diese abgeschlossen zu haben. 1849 wurde Johann Jakob schliesslich einem Vogt unterstellt und mehrmals in Besserungsanstalten eingewiesen.
Ehefrau: Elisabeth Margred Mathis, Anna Margaretha Graß, Margaretha Zinsli
Kinder: 1
Beruf: Oberst und Stadtvogt
Zunft: Schmiedezunft
1846 gab Sebastian eine weitere Abschrift des Wappenbriefs in Auftrag. Das Dokument wurde am 9.8.1846 von der Regierungskanzlei des Kantons Graubünden, von Kanzleidirektor Johann Baptist von Tscharner, unterzeichnet. Das Dokument wurde auf eine Unterlage aufgezogen und im Churer Rathaus aufgehängt. Schliesslich wurde das Dokument an das Stadtarchiv Chur übergeben wo es auch heute noch zu finden ist.
1852 liess Sebastian an seinem Wohnhaus am Casinoplatz ein weiteres Statussymbol seiner adligen Herkunft anbringen: Das Familienwappen. Dieses ist auch heute noch dort angebracht
Sebastian vermählte sich zum ersten Mal 1824 mit der Churer Bürgerin Elisabeth Margred Mathis (1799-†1825) welche kurz nach der Geburt des Sohnes Johann Jakob Köhl starb. Zum zweiten Mal verheiratete sich Sebastian 1829 mit Anna Margaretha Graß (1808-†1835), Tochter des wohlhabenden Dekans Bartholomé Graß. Sie gebar 1 Kind, welches kurz nach der Geburt starben. Margaretha starb mit nur 25 Jahren bei der Geburt des zweiten Kindes an Mutterkrämpfen. Seine dritte Ehefrau, Margaretha Zinsli (1816-†1880) von Untervaz, heiratete er 1838.[3] Aus dieser Ehe entstanden dann 5 Söhne und 3 Töchter.
Sohn I. Ehe:
Kinder II Ehe:
Söhne III. Ehe:
Töchter III. Ehe:
Dieser begann bereits Anfangs 1857. Sebastian hatte ein Testament aufgesetzt in welchem er die Aufteilung seines Vermögens festgelegt hatte. Dieses dürfte nicht zum Vorteil für seinen ältesten Sohn gewesen sein, weshalb dieser das Testament seines Vaters anfocht.
Insbesondere die Frau von Johann Jakob, Anna Catherina Camenisch, vertrat die Ansicht dass ihr kurz zuvor geehelichter Mann vollen Anspruch auf das eingebrachte Erbe seiner Mutter habe. Es ging hier um Weingärten in Malans und Chur, vor allem auf die daraus erzielten Zinsen im Betrag von 1045.-- Gulden – ein stattlicher Betrag. Die Klägerin bot der Familie dann an einen Teil der Einnahmen (300.-- Gulden) abzugeben [StAC B II2.0045.1466].
Kurz vor dem Ableben von Sebastian musste dieser sein Testament[79] neu aufsetzen. Sein ältester Sohn sollte das geerbte Vermögen seiner Mutter erhalten, der Rest ging zur Nutzniessung an seine Ehefrau und den minderjährig Kinder. Die Vermögenswerte sollten aber durch die Vormundschaftsbehörde verwaltet werden.
Sebastians Frau Margaretha Zinsli-Köhl überlebte fast alle ihre Kinder. Als sie starb gingen die letzten Besitztümer an ihre Kinder Katherina Elisabeth und Arnold Bernhard Simeon.
Katherina Elisabeth Köhl verkaufte am 27.02.1882 dem Buchhändler Hans Bernhard das Haus Nr. 281A an der Majorangasse 2 in Chur. 1942 wurde dann der letzte, im köhlschen Besitz befindende, Teil der Liegenschaft, von den Erben des Arnold Bernhard Simeon Köhl verkauft. Die Liegenschaft war somit 145 Jahre im Besitz der Familie Köhl. Erstere besass auch eine Wiese von 20'258 m2 in Grossbruggen welche nach ihren Tode versteigert wurde.[80]
Obwohl Sebastian von Köhl mit drei Ehefrauen 11 Kinder zeugte, musste er zu Lebzeiten 6 seiner Kinder zu Grabe tragen. 3 seiner Kinder schenkten ihm 5 Enkel und nur 1 Urenkel. Sein ältester Sohn, Johann Jabob, zerbrach wohl an fehlender Mutterliebe oder den hohen Erwartungen seines Vaters und verbrachte den grössten Teil seines Lebens in Besserungsanstalten. Dessen Kinder litten unter dem kranken Vater, beide Söhne wanderten aus. 1968 starb mit Jacob Georg Köhl jr. in San Diego der letzte Stammhalter und 1976 Katharina Kratzer die letzten Nachkommen aus der Linie von Sebastian von Köhl. Mit Jacob Georg Köh starb auch nach fast 300 Jahren der letzte legitime Erbe des adlig gesprochenen Stadtbürgermeister und Bundespräsidenten Bernhard von Köhl und von Rogister.
Quellen:
1: Protokolle Stadtgericht StAC, AB III G08 02 S152
2: Urkunden, StAGR QR 2/II B1712/3
3: Sammlung Rätischer Geschlechter, Sprecher von Bernegg, Anton Hercules, 1847
4: Urkunden StAC B II2.0045.1466
77: Erbgang 1834 Grass-Köhl, Erbgang 1858 Köhl-Grass, Stadtarchiv, 1834, StAC, Stadt Chur,
78: Benzin- und lippenstiftfreie Wanderung durch Graubünden, G. Bener, 1943, StAC, Bischofberger & Co Chur, 50
79: Testament des Sebastian von Köhl, Stadtarchiv, 1875, StAC B II/2.0045.4532
80: 1871 – 1900 Schriften aus Chur, Diverse
81: Martikel evangelische Kantonsschule, 1839-1850, StAGR CB III/479.B2 118